Montag, 30. Juni 2014

ein so richtig ereignisloser Tag

Tim ist diese Woche nicht da, also kümmere ich mich um die ganzen Messungen, die anfallen, wenn im Prinzip schon alles funktioniert, und man sich "nur noch" hinsetzen und fünfundzwanzig Proben jeweils sechsmal durchmessen muss.
Oder so.

Heute habe ich immerhin zum ersten Mal die Feuchtigkeitsabsorption und -ausdehnung von Kleber gemessen. Hurra!

Abends haben wir diesmal nicht Fußball geguckt (hurra!), sondern eine ziemlich gute Krimiserie über einen Serienmörder, der die Morde von Jack the Ripper zum Vorbild hat.

Dann habe ich weiter Daten ausgewertet - und das war der Tag auch schon :)

Sonntag, 29. Juni 2014

zurück in Liverpool

Heute war es dann auch schon wieder zurück: nach einem ordentlichen englischen Sonntagsbrunch und einem kurzen Schock wegen der Zugpreise (weil ich am Donnerstag wusste, wann ich fahre, konnte ich mein Ticket vorher buchen und es hat mich nur zehn Pfund gekostet. Weil ich diesmal nicht wusste, wann ich fahre, wollte ich das Ticket am Bahnhof kaufen und habe 45 Pfund bezahlt!) wurde ich zum Bahnhof gebracht und bin zurück nach Liverpool gefahren.

Da ich erst um fünf zurück war, habe ich abends nur noch ausgepackt und ein bisschen gearbeitet.
Und die nächsten Ausflüge geplant :)

Samstag, 28. Juni 2014

ein geruhsamer Samstag in Warwickshire

Heute haben wir - rein zufällig - eine der besten Ideen überhaupt gefunden:

in Astley, einem Ort hier in der Nähe, stand früher ein kleines Schloss, das als Hotel vermietet wurde. Der Sohn und Erbe des Hotels hatte allerdings einen Freund, der das Schloss aus Eifersucht niedergebrannt hat und daraufhin stand es jahrelang leer, so wie viele von den kleinen Landhäusern, Herrenhäusern, Burgen und kleinen Schlösser in England.
 Und dann kam "The Landmark Trust". Diese Leute kaufen die alten, heruntergekommenen oder abgebrannten Gebäude auf, renovieren sie von Grund auf und richten innen einzelne Zimmer und Gemeinschaftsräume her, alles stilvoll eingerichtet und hochmodern, und dann kann man sich das ganze Schloss oder Herrenhaus oder Landhaus wochenweise mit mehreren Leuten zusammen mieten. Wunderschöne Gegend, herrliche alte Gebäude, die man ganz für sich hat - wir waren begeistert.

Von dort aus konnten wir zu Fuß dorthin spazieren, wo wir eigentlich ursprünglich hin wollten: den Kirchen-Wohltätigkeitsbasar. Um Geld für die Kirche zu sammeln, sortieren alle ihre alten Bücher, Videos, Geschirr und Bilder aus und verkaufen es da, oder backen oder veranstalten eine Tombola, um mit den Einnahmen ihre Kirche zu unterstützen.
Astley ist an sich ein extrem winziger Ort, aber an solchen Tagen versammeln sich dort alle aus den umliegenden Orten, deshalb war ziemlich viel los.

Von dort aus ging es erst weiter in die Kirche von Astley
(wo heute für den Basar in allen Bänken Bücher auslagen, die die Mitglieder der Gemeinde aussortiert hatten und die man kaufen konnte, und es ist wirklich spannend, durchzuschauen, was die Leute so lesen)
Und von dort aus ging es weiter in die Kirche von Old Arley (meine drei GastgeberInnen leben in New Arley) und das war ziemlich spannend, weil Kim und John und ich glaube, auch Paul, ewig lange Mitglieder der Gemeinde dort waren und an allem beteiligt waren. Zum Beispiel: um mit den sechs Glocken im Turm Melodien spielen zu können, braucht man sechs Personen an den Glockenseilen - und die drei waren üblicherweise drei der sechs Personen.
Noch besser wurde es, als wir Richtung Altar kamen: Kim stickt und strickt und näht sehr viel und je weiter wir nach vorne kamen, desto mehr war von ihr: der Altarbehang (auf dem linken Bild, in grün), die Kissen vor dem Altar (rechts)
 und der Großteil der Kissen, auf denen man beim Beten kniet. Die hier (unten) waren die Sieger eines Kinder-Malwettbewerbs anlässlich des 1300. Geburtstag der Kirche - und Kim hat die Kissen damit bestickt.

Nach einem späten Mittagessen war es dann Zeit, Echo auszuführen:
Kim und ich sind zu ihrer Lieblingswanderstrecke (an einem großen Wasserreservoir) gefahren
und eine Stunde um das Reservoir mit zahllosen Segelbooten durch die ungeheuer idyllische spaziert. Die Idylle wurde ein wenig davon unterbrochen, dass wir Echo ständig davon abhalten mussten, sich wahlweise auf Hasen, andere Hunde, Vögel oder Menschen zu stürzen, sodass wir am Ende ziemlich erledigt waren, aber schön war es trotzdem.

 Abends waren wir dann im Pub und haben Johns Geburtstag gefeiert (nur noch ein Jahr bis zur Rente!) und auf meiner beständigen Suche nach typisch einheimischen Gerichten habe ich diesmal (mangels tierfreier Gerichte) ein 21-Tage-Steak probiert: Fleisch, das nach dem Schlachten für 21 Tage im Kühlraum hängt, wodurch sich angeblich der Geschmack besser entwickelt.
Was sage ich angeblich - es ist wirklich gut, viel kräftiger als frisches Fleisch und hier (zumindest in der Gegend) sehr üblich. Sehr empfehlenswert.

Abends beim Whisky haben wir uns dann von unseren Reisen erzählt - da wir es in den letzten Jahren geschafft haben, fast ausschließlich in Länder zu reisen, in denen die jeweils anderen noch nicht waren,und jetzt haben wir wieder alle einen Haufen neue Reiseziele.

Freitag, 27. Juni 2014

Auf aufs Land!

Heute morgen nach dem Aufwachen waren wir dann wieder bei gutem englischem Wetter angekommen, durch das ich zurück über den (wirklich sehr schönen)
Campus der Universität von Birmingham zurückgeplatscht bin.
Der heute übrigens ungewöhnlich voll war: weil die Universitäten in England etwa 9000 Pfund Studiengebühren pro Jahr verlangen, werben sie alle sehr aufmerksam um neue Studierende und haben entsprechend alle nacheinander Tage der offenen Tür. Liverpool hat das Ganze schon hinter sich, Birmingham war heute dran - und hat sich dafür den ersten richtigen Regentag seit einem Monat rausgesucht. Aber Paul Newman - Chef der Teilchenphysikgruppe hier - sieht es positiv: wenn sie Birmingham bei dem Wetter schön finden, kann sie nichts davon abhalten, herzukommen :)

Nach einem kurzen, herzlichen Abschied von John haben wir weiter geklebt. Erinnert ihr euch noch an das merkwürdige Messgerät auf der weißen Billardkugel in Liverpool? Damit hat Sam heute das Bauteil ausgemessen, das wir gestern geklebt haben:
Dabei stellte sich heraus, dass wir eins der Werkzeuge neu einstellen mussten. Das hat Sam dann netterweise für uns erledigt, Simon und ich haben die Materialien vorbereitet, die UV-Lampe gelötet und ein neues Bauteil geklebt (da eine der UV-LEDs beim Kleben ausgefallen ist, wissen wir nicht, wie gut es tatsächlich geworden ist, aber dafür bauen wir ja Prototypen - um zu sehen, was alles schief gehen kann :)

Dann haben wir noch zusammen eine Tasse Tee getrunken, uns ebenfalls verabschiedet und ich habe mich wieder auf den Weg gemacht, zurück zum Birmingham Hauptbahnhof und dann weiter nach Nuneaton, wo mich Kim und Paul vom Bahnhof abgeholt und in den 3000-EinwohnerInnen-Ort New Arley gebracht haben.

Wer sind denn nun wieder Kim und Paul?

Vor ... ich glaube fünf Jahren war ich mal mit einem Freund von mir auf einer Aktivreise (heißt: jede Menge Sport. Hauptsächlich paddeln. Wir fanden es toll :) in Kroatien und außer uns waren in der Reisegruppe nur EngländerInnen. Mit einem älteren Pärchen - Kim und John - und ihrem Sohn Paul haben wir uns damals so gut verstanden, dass wir uns seitdem regelmäßig e-Mails, Weihnachtskarten und Postkarten hin und her geschrieben haben (von ihnen war auch die erste Postkarte, die ich in Liverpool bekommen habe - auch aus Kroatien).
Die drei wohnen nun zufällig in der Nähe von Birmingham, also dachte ich mir, wenn ich schonmal hier bin, wird es höchste Zeit, sie mal wieder zu besuchen.

Und obwohl wir uns seit fünf Jahren nicht gesehen haben, ist es genauso herzlich wie früher.

Da ich nach der Woche ein wenig erledigt war, haben sie mir heute nur noch das neueste Familienmitglied vorgestellt (Echo, eine vierjährige Greyhound-Hündin aus dem Tierheim, unglaublich verspielt und verschmust und riesig)
 und wir haben zusammen Abendbrot gegessen. Ich hatte vorher gefragt, ob wir vielleicht etwas typisch Britisches und Vegetarisches essen können und da beides nur schwer vereinbar ist, gab es Pizza, Kartoffelsalat und Salat und zum Nachtisch (sehr typisch englisch) Eaton mess: Erdbeeren (aus dem eigenen Garten!) mit Schlagsahne und darüber zerbröselte Baisers, dann wird das alles durchgerührt, bis es ein richtiger mess wird, und dann schmeckt es einfach himmlisch. Kann ich sehr empfehlen.
 Dazu gab es Wein und danach noch Single Malt Scotch zum Kaffee und ich gehe jetzt erstmal schlafen :)

Donnerstag, 26. Juni 2014

Auf nach Birmingham!

Heute morgen habe ich dann meine Sachen zusammengepackt, bin zum Bahnhof gefahren (na gut, eine Busstation zu weit, aber der Bahnhof ist zum Glück ausgeschildert), habe mein Ticket abgeholt und bin nach Birmingham gefahren, umgestiegen, an der Universitätsstation ausgestiegen und - wie mir vorher beschrieben wurde - bin auf die Skulptur vom Mann auf dem elektrischen Stuhl zu gegangen, bis ich den Turm sehen konnte, der (absichtlich, wurde mir gesagt) aussieht wie der Glockenturm von Sienna,

habe mich umgedreht und bin zum Physikgebäude gegangen, wo ich mich heute mit John, Simon und Sam getroffen habe, unseren Kollegen aus Birmingham, die uns bei unseren UV-Klebestudien helfen. Die haben nämlich einen Automaten, mit dem man präzise Klebstoffmengen präzise positionieren kann - und wir nicht. (noch nicht :)
Also haben meine Kollegen aus Freiburg und Berlin letzte Woche alles Material, das man zum Kleben braucht, nach Birmingham geschickt, und heute haben wir zusammen geklebt.

Das schreibt sich so leicht :)

Zuerst: das Ganze findet im Reinraum statt. In einem richtigen. Das heißt, im Vorraum Schuhe und Jacke ausziehen, Schuhüberzieher anziehen, in den nächsten Raum gehen, Kapuze aufsetzen, Ganzkörperanzug überziehen und dann nochmal sowas wie Schuhe anziehen, die man über den Füßen zubindet und die bis ans Knie reichen.
Die Leute hier teilen sich den Raum mit den Astrophysikern, die auf der kompletten Verkleidung bestehen.

Dann haben wir ein Programm für die Klebepunkte erstellt: bewaffnet mit dem zu beklebenden Teil unter der Kamera und der technischen Zeichnung haben wir für jeden einzelnen Klebepunkt festgelegt, wo und in welcher Reihenfolge er platziert werden soll.
Hat auch nur zwei Stunden gedauert.

Dann haben wir die einzelnen Bauteile vorbereitet. Eigentlich haben wir an alles gedacht und alle benötigten Teile zugeschickt bekommen - woran wir nicht gedacht hatten, war, dass erstens die zu beklebenden Teile sich geändert hatten (Rejustierung erforderlich) und dass die Birminghamer Dinge anders machen als wir.
(ich sollte an der Stelle erwähnen, dass ich vergessen hatte, um zusätzliche Teile zu bitten, damit wir einmal üben können, bevor wir loskleben - es musste also beim ersten Mal auch wirklich klappen)
Danach kam noch die Feineinstellung für die Maschine: Höhe richtig einstellten, Offset abschätzen und ein paar Testdurchläufe.

Aber ich will gar nicht lange rumunken: am späten Nachmittag war dann alles fertig, wir konnten den Automaten anwerfen und es hat funktioniert: ein wunderschönes Muster aus fünf Punkten pro Goldpad, erfolgreich beklebt und - soweit wir sehen konnten - kein Kleber irgendwo rausgesuppt.
Übrigens ist die Maschine ziemlich putzig: wenn sie fertig ist, spielt sie eine kurze Jahrmarkts-Melodie ab, was immer klingt, als wäre sie überglücklich und stolz darauf, wie gut sie gearbeitet hat:
 
Abends wurde ich dann zur Feier des Tages sogar zum Abendessen eingeladen, in einen Laden, in dem es hervorragendes Balti gibt (eine Art Curry und aus irgendeinem Grund typisch Birmingham). Hier sind sie alle, von rechts nach links: Sam, der auszubildende Techniker, John, Professor und Gruppenchef, Simon, Cheftechniker, und ein mexikanischer Austauschstudent, dessen Namen ich vergessen habe (dieses Foto musste leider zensiert werden, weil ich es in einem Moment machte, als niemand mehr damit rechnete, weshalb sie alle wesentlich unsympathischer aussehen, als ihnen gerecht würde).
Neben britischer und schottischer Küche (und der Abstimmung über die schottische Unabhängigkeit - habt ihr davon gehört? Am 18. September. Und laut John (der Schotte ist) ist es gar nicht mehr so unwahrscheinlich, wie es anfangs aussah), war das Hauptgesprächsthema, was der Reinraum am dringendsten braucht: einen Massagesessel, einen Schokoladenbrunnen, eine Kaffeemaschine, ein Sofa, einen Plasmafernseher oder ein Fenster. Das mit dem Fenster ist tatsächlich so ein Ding: der Reinraum hat keine Fenster, ist im Keller, hat diese deprimierende senf-grau-gelbe Wandfarbe und Neonröhren und nach nur fünf Stunden darin hatte ich schon das Gefühl, in einer Pyramide eingemauert zu sein.
Man kann kaum anders, als ihnen ihr Fenster zu wünschen. (oder den Plasmafernseher, der ein Fenster simuliert).

Mittwoch, 25. Juni 2014

der Kundenservice, der Verrückte macht

Heute habe ich mich mit einem besonderen Spaß bei jedem Auslandsaufenthalt herumgeschlagen: Probleme mit der Kreditkarte. Ich habe mich hier bei Amazon UK angemeldet, was nur mit Kreditkarte funktioniert, habe aber nach meiner letzten Bestellung die Nachricht bekommen, dass meine Karte nicht funktioniert. Also wollte ich wissen, ob es ein Problem mit meiner Kreditkarte gab.
Also habe ich eine Mail an meine Bank geschrieben.
Die antwortete mir prompt: per Mail können sie mir da keine Auskunft geben, wegen Bankgeheimnis, ich solle da entweder vorbeikommen oder anrufen.
Vorbeikommen - sehr lustig. Also habe ich versucht, anzurufen.
Möglichkeit Nummer eins: sich direkt zur Filiale durchstellen lassen. Ging nicht, Beraterin war im Kundengespräch.
Möglichkeit Nummer zwei: sich per Telefon legitimieren. Das geht nur, wenn man Onlinebanking betreibt: man wird zu einem Computer weitergeleitet, dem man per Handytastatur seine Pin für das Onlinebanking eingeben muss.
Problem: wenn man ein sicheres Passwort hat, enthält das nicht nur Zahlen, sondern auch andere Zeichen.
Also habe ich nochmal angerufen, um zu fragen, wie das gehen soll. Antwort: Naja, dann müssen Sie halt ihr Passwort ändern, sodass es nur Zahlen enthält.
Also habe ich mich eingeloggt und wollte das Passwort ändern. Dazu muss man allerdings eine SMS empfangen (und ich wurde da vorgewarnt, dass das im Ausland nicht geht). Also nichts mit Pin ändern. Und nichts mit Legitimation per Telefon.
Also habe ich weiter angerufen, bis ich meine Bankberaterin erreichte, die sich dann für mich in das Konto eingeloggt hat. Nur um mir zu sagen, dass sie mir auch nicht sagen kann, warum meine Kreditkarte nicht funktioniert.

Das Haus, das Verrückte macht, ist eine Bank.

Nach der besten Art, einen Morgen zu beginnen (mit einem zweieinhalbstündigen Meeting), war ich dann mittags an der Uni. Da Tim und ich es geschafft haben, unsere Termine so zu legen, dass wir uns jetzt zwei Wochen nicht sehen, war ich heute alleine im Materiallabor und habe gewerkelt.
Erst habe ich Kleber zusammengemischt ("Jetzt brauche ich eine Spritze. Aaaaahhh wo sind denn hier die Spritzen!" "Ah, da oben im Schrank bei den Scharnieren." "Wo sind denn hier die Spritzenaufsätze?" "Ah, da, ganz unten in dem anderen Schrank bei den Farbdosen." Und so weiter)

Und dann dachte ich mir, eigentlich wäre es doch nett, wenn wir mehr als eine Form hätten, mit der wir Klebstoffproben gießen können. Die Abdruckform dafür lag noch im Labor rum,
man musste also nur die Silikonpampe anrühren, um die Form zu gießen. Ich war mir relativ sicher, dass ich noch wusste, auf welchen von den Kanistern Tim gezeigt hatte (da steht nämlich nur sowas wie EA 5637 drauf und nicht "Silikon-Guss-Pampe"). Die Masse im vermuteten Kanister stellte sich als ... naja, schaut es euch selbst an:


Die Silikonform, die wir schon haben, ist eher durchsichtig. Ich war also eher skeptisch (ein bisschen wie beim Friseur, wenn man statt einer Farbe, die man erwartet, grellrosa Farbe in die Haare bekommt und einfach hofft, dass man sich beim Auswählen nicht versprochen oder die Friseurin ihren tüddeligen Tag hatte), aber was solls. Hier hoffentlich bald unsere neue Silikonklebegussform


Übrigens: die Berlin Concert Brass Band hat immerhin in einem der Orte (Grotton) in Kategorie 3 den 2. Platz gemacht. Applaus!

Dienstag, 24. Juni 2014

Klotzkorrekturen

Heute haben wir uns wieder den Zugversuchen gewidmet:
was wir wissen wollen, ist der Elastizitätsmodul von irgendeinem Material, das heißt, wie sehr es sich ausdehnt, wenn man mit irgendeiner Kraft daran zieht.
Dazu spannt man irgendwas in die Zugversuchmaschine ein, zieht daran, misst, wie sehr es sich ausdehnt, und rechnet dann den Elastizitätsmodul aus.

Das Problem: die Maschine misst nicht das Richtige (für Materialien wie Aluminium, bei denen man das Verhalten einfach nachschlagen kann, lässt sich das relativ leicht überprüfen).
 Also: was haben wir gemacht? Einen dicken Stahlklotz eingespannt, der sich so gut wie gar nicht bewegt, gemessen, und die gesamte gemessene Bewegung ist im Prinzip Fehlverhalten der Maschine, weil sie sich bei einem dicken Klumpen Stahl eigentlich gar nicht bewegen sollte.
Daraus kann man dann eine Korrektur ausrechnen, die dann hoffentlich auch für andere Materialien zu den richtigen Ergebnissen führt.
Schauen wir mal.

Update zu den Wetterkommentaren kam heute von Ash:
"Jetzt ist das Wetter wieder normal." (überall graue Wolken)
(ich dachte ja, er kommt rein und sagt: "Nur damit du es weißt, normalerweise regnet es hier ständig")

Ansonsten war heute ein lustiger Tag, weil morgen ein Zusammentreffen von Uni, Industrie und irgendwelchen Würdenträgern stattfindet. Dafür haben alle ihre eindrucksvollsten Werkstücke rausgesucht, die alle bis zum Nachmittag in ein Auto verladen werden mussten. Also sind heute den ganzen Tag Leute mit irgendwelchen verrückten Materialien und Bauteilen bei mir am Büro vorbeigelaufen und haben Tim gesucht.
Bis auf Tony (immer noch total übernächtigt wegen seines neuen Nachwuchses), der hat seine Teetasse gesucht. Und nach einer halben Stunde vermutet, irgendwer hätte sie versteckt, um ihn zu ärgern. Das hatten wir zwar nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass er damit jemanden auf eine Idee gebracht hat.

Abends habe ich ein Blech Pizza gebacken und zwei Dinge gelernt:
erstens ist Backpapier hier nicht so selbstverständlich wie ich dachte
zweitens klebt Pizza an Alufolie.
Aber sie schmeckt trotzdem :)

Montag, 23. Juni 2014

Der Pettersson-und-Findus-Raum

Wie ich heute morgen an der Auswertung einer Messung saß, kam Tim ins Büro, plauderte kurz mit mir über das Wochenende und sagte dann: "Du weißt aber, dass das Wetter vom Wochenende für England sehr ungewöhnliches Wetter und keineswegs für den ganzen Rest des Sommers zu erwarten ist?"
Das fand ich ja ein bisschen putzig.

Heute habe ich zum ersten Mal eine Feuchtigkeitsausdehnungsmessung ausprobiert: die Plättchen, die sich über das Wochenende mit Wasser vollgesogen haben, werden aus dem Wasser genommen, ganz, ganz schnell abgetrocknet und auf die Waage gelegt.
Dann sitzt man daneben und das Ganze läuft so ab:
sobald eine Minute um ist, springt man auf, schreibt das aktuelle Gewicht auf der Waage und die Uhrzeit auf, schiebt den Deckel von der Waage ab, damit man Fotos machen kann, macht ein paar Fotos, schiebt den Deckel wieder zu - und wartet dann, bis wieder eine Minute vorbei ist.
Das habe ich zwei Stunden lang gemacht - dann waren die Änderungen von einer Minute auf die andere so klein, dass keine Unterschiede mehr festzustellen waren. Wurde auch höchste Zeit. Nach zwei Stunden ist diese Messung so langweilig, dass man anfängt, zu versuchen, die nächste Zahl zu erraten.

Und wie ich dann mittags im Büro saß, kam Ash vorbei, sagte hallo und sagte: "Schönes Wetter, was? Nicht, dass du das jetzt für die nächsten Monate erwartest - hier regnet es sonst eigentlich immer."
Die haben sich doch abgesprochen.

Nach dem Mittag wollten Tim und ich die Klebstoffproben, die wir gebastelt haben, abschleifen: die Oberflächen sind erstens zu uneben, zweitens zu glänzend für die Kamera und drittens hat es sich an der Oberfläche in seine Komponenten aufgespalten.
Also sind wir in den Raum mit der Minifräse gegangen - und ich hatte Spaß. Der Raum sieht aus wie die Bücher von Pettersson und Findus: auf jeder Ablagefläche liegen zahllose kleine Gegenstände, von denen man die eine Hälfte erkennt und sich bei der anderen Hälfte fragt, wozu um alles in der Welt irgendjemand das brauchen sollte.


 Die abgefrästen Kleber waren übrigens auch ziemlich interessant: der erste (der hellste) hat im oberen Teil ganz viele Luftblasen, im unteren aber viel weniger.
Der zweite hat einen grünen Strich in der Mitte (was darauf hindeutet, dass sich die beiden Komponenten nach dem Mischen wieder aufspalten). Der dritte sieht nach dem Abfräsen aus wie die Maserung auf einer Bowlingkugel.

Danach habe ich noch eine von den Messungen für den Zusammenhang von absorbierter Feuchtigkeit und Ausdehnung gemacht.

Ich glaube, damit werde ich mich noch während des Großteils der nächsten Woche beschäftigen.

Abends war es dann immer noch so schön draußen, dass ich mich mit einem Buch und einer Schüssel voll Erd-, Him- und Blaubeeren (Chris und ich sind zeitgleich auf die Idee gekommen, Beeren einzukaufen) in den Garten gesetzt und genossen habe, mal keine liegengebliebene Arbeit zu haben.

Sonntag, 22. Juni 2014

Arbeit mit Kater

Heute war es an der Zeit, endlich diese Runde Kommentare für die Veröffentlichung abzuarbeiten, also habe ich das afrikanische Festival in Liverpool sausen lassen, mich hingesetzt und gearbeitet.
Nach ungefähr einer Stunde kam dann Maple dazu, der mir anscheinend verziehen hat, dass ich nicht Catherine bin, und sich zu mir gelegt hat.
So macht die Arbeit natürlich viel mehr Spaß, andererseits lässt man sich von einem schnurrenden Pelzknäuel auch extrem leicht ablenken.
 Aber egal. Am Ende waren die Korrekturen eingebastelt, fast alle Kirschen von Baum sind abgeerntet und Maple mag mich. Was will man mehr :)

Später kamen dann noch Catherine und ihr Freund Matt vorbei und im Gegenzug für die coole Schokolade mit Marshmallows und lila Glitzerstaub, die wir ihr aus Grasmere mitgebracht haben, habe ich ein Stück vom Schoko-Käsekuchen abbekommen. Eine nette Art, den Abend zu beenden :)

Samstag, 21. Juni 2014

Ein Tag in Wales

Heute bin ich morgens um halb acht aus dem Bett gehüpft (na gut, schwerfällig gekrochen), habe in der Stadt einen Mietwagen geholt (und der Mensch war viel netter als letztes Mal: weil das Auto mit der Versicherung anderthalb mal so teuer war wie ich dachte, hat er mir 20% Rabatt gegeben),
 habe Chris und Richard abgeholt und ich habe uns alle nach Nordwales gefahren, in den hübschen kleinen Fischerort Conwy.
 Dort sind wir erst eine Runde durch den Ort gegangen (und den Weihnachtsladen. Und den Spielzeugladen mit echtem Kaufmannsladen-Holzspielzeug. Und den Töpfereiladen. Und den Laden, der Original-Schwerter, -schilde und -musketen verkauft. Meine Gastfamilie war früher oft im Sommer hier, deswegen sind diese Läden alle mit vielen nostalgischen Erinnerungen verknüpft).

 Danach sind wir ins sehr eindrucksvolle Schloss von Conwy gewandert: gebaut von Edward I in nur vier Jahren (angesichts der Größe und des 13. Jahrhunderts unglaublich) und immer noch großartig.

Man kann auch auf die Türme hinauf steigen, aber wir - alle drei Höhenangsthasen - haben das nur einmal probiert: Richard und ich sind auf den Turm geklettert, haben die Aussicht genossen
und sind dann schnell wieder runter gegangen.

Danach haben wir ein sehr britisches Kaffee/Tee zu uns genommen: Scones mit Erdbeermarmelade und Schlagsahne, mit Blick über den Hafen. Hach!

Und weil es für britische Verhältnisse ein geradezu unverschämt schöner Tag war
sind wir danach noch einen Ort weiter gefahren nach Llandudno (man merkt, dass man in Wales ist, wenn man die Ortsnamen und die Straßenschilder nicht mehr ohne Weiteres aussprechen kann), einen Bade-Ferienort vom Anfang des 19. Jahrhunderts, bei dem man sich auch heute noch vorstellen kann, wie damals die Ladies in viktorianischen Kleidern und mit Sonnenschirmen am Strand entlang flaniert sind.

Dort bin ich eine Runde ins Meer gestiefelt
und wir haben eine Weile am Strand herum gesessen. Und weil Wales eine Gegend ist, in der Schiefer abgebaut wird (mit dem in halb Großbritannien die Leute in kleineren Orten ihre Dächer decken) und überall am Strand Schieferbrocken herumlagen und man theoretisch in jedem Stück Schiefer ein Fossil finden könnte und ich noch nie eins gefunden habe, habe ich mir Schieferbrocken gesucht und die einzelnen Schichten aufgeklopft.
Natürlich habe ich wieder keins gefunden. Aber Richard hat mir dann ein Fossil in einen Stein geritzt, damit wir weitergehen konnten.

 Nach einem kleinen Spaziergang zur Spitze der Bucht mit herrlichem Ausblick

haben wir uns auf dem Weg zurück noch ein Eis gegönnt. Und das war sehr niedlich, wir standen nämlich vor dem Stand mit Sorten wie "Donatella" und haben uns gewundert, was wir da eigentlich vor uns haben. Da hat die Frau vor uns, die sich gerade eine Kugel Donatella gekauft (und noch nicht gegessen) hatte, zwei Plastiklöffel genommen und uns beide probieren lassen. So nett!
(es ist übrigens Haselnuss-Schokoladeneis mit Brownie-Stücken darin)
Also gab es noch ein Eis, um den vermutlich sonnigsten Tag des Jahres in Großbritannien angemessen zu zelebrieren und dann war es auch schon wieder Zeit für den Rückweg.