Neunund ... vierzig Luftballons ...

Freitagmorgen habe ich mir dann einen Mietwagen geholt (nachdem der Trottel von der Autovermietung darauf bestanden hat, mein Rückflugticket zu sehen, das ich natürlich nicht dabei hatte, weshalb ich eine Stunde lang durch den Ort geirrt bin, um erst die Bibliothek und dann ein Internetcafé zu suchen, um mir mein Ticket herunterzuladen, nur um dann zurückzukommen und von einer anderen Mitarbeiterin zu erfahren, dass sie mein Ticket eigentlich nicht unbedingt sehen muss. GNAAAAAAAAA),
bin trotz anfänglicher Panik angesichts Linkssitzens, -fahrens und -schaltens auf der Autobahn heil am Flughafen von Manchester angekommen und habe meinen Besuch gefunden und abgeholt.

Dann sind wir nach Oldham gefahren, haben bei der befreundeten Berlin Concert Brass Band (die schon vor ihrem Hotel stand und probte) die Luftballons und das Helium abgegeben

und haben dann in unserem Hotel eingecheckt, schnell Mittag gegessen und sind wieder zurück zur Brass Band gefahren und mit in deren Reisebus gestiegen.

Denn: diesen Freitag war Whit Friday!

Am Whit Friday finden in zwölf der Dörfer um Oldham die Whit Märsche statt: zahllose Brass Bands (heißt: Blechbläserbands) ziehen mit ihren Reisebussen durch die Dörfer und nehmen an einem Wettbewerb teil, bei dem in jedem einzelnen Dorf und für den Gesamtwettbewerb die beste Band ermittelt wird.

Dazu fährt man dorthin, stellt sich hinter den anderen Bands an, die schon dort stehen, wartet, bis man dran ist, dann marschiert man ein zugewiesenes (unterschiedlich langes) Stück Straße entlang und spielt ein Stück (für das man unter Umständen Luftballons braucht, für die man eventuell jemanden braucht, der gerade in England wohnt),

 dann kommt man zur Bühne, wartet, bis man dran ist, stellt sich auf und spielt das zweite Stück.

 Dann fährt man in den nächsten Ort und wiederholt das Ganze.

Um an der Gesamtwertung teilzunehmen, muss man in mindestens sechs Dörfern gespielt haben und das haben wir gerade so geschafft! 15 Uhr sind wir in Oldham losgefahren (wir nur als Fans, die hinter der Band herlaufen), waren dann (glaube ich) in Dobcross, Lydgate, Greenfield, Grotton, Lees (nicht in der Reihenfolge) und nachts gegen elf waren wir dann in Delph.
Ich weiß nicht, wie die Band in der Gesamtwertung abgeschnitten hat, aber die Leute mochten das Lied. Und die Luftballons :)

Da es dazugehört, zwischendurch mal ein (oder ein paar mehr) Bier(e) zu trinken, wurden dann auch die Fahrten im Bus immer lustiger.

Delph ist der Ort, in dem das Spielen offenbar am meisten Spaß macht, jedenfalls versuchen alle Bands, ihren letzten Auftritt in Delph zu haben. Zwanzig Reisebusse und Bands standen vor uns (und noch etwa zehn hinter uns) und als die Band (als Nummer 78 in Delph!) gegen null Uhr mit ihrem Auftritt fertig war, erfuhren wir dann, dass für alle nachfolgenden Bands der Auftritt nicht mehr zählte, weil er nach null Uhr, also dem offiziellen Ende des Whit Fridays stattfand. Glück gehabt.

Gegen ein Uhr waren wir dann wieder in Oldham und gegen halb zwei todmüde, aber glücklich, dass wir uns das nicht haben entgehen lassen, im Bett.
Mit einem Ohrwurm von "Neunundneunzig Luftballons", der wahrscheinlich noch ein paar Wochen anhält.