Um aber etwas Positives zu berichten: nachdem ich heute meine übliche Klebstoffe-wiegen-und-messen-Runde hinter mich gebracht hatte, bin ich nach unten ins Materiallabor geflitzt und habe mich mit Peter getroffen, dem Chef des Ganzen, der sich immer freut, wenn er in seinem fensterlosen, überheizten Raum im Keller ein bisschen Gesellschaft hat (normalerweise bricht allen Leuten der Schweiß aus, wenn sie in das durchschnittlich auf 27 Grad geheizte Labor kommen (der Raum enthält einen riesigen Ofen), ich komme aber meistens mit leicht bläulichen Fingernägeln aus dem 18 Grad kalten Reinraum und freue mich immer, wenn ich mich aufwärmen kann. Besonders heute, wo der Regen die betonierten Teile des Unigeländes in eine Rutschbahn verwandelt hat und ich mich fünf Meter vor dem rettenden Eingang in eine Pfütze gelegt habe - im Reinraum trocknet man kein bisschen).
Dort habe ich eigenhändig 32 Lagen Kohlefaser zu annähernd 14*14 cm große Quadraten zurechtgestutzt,
sie so präzise wie möglich übereinander gestapelt
und dann haben wir wieder ein Metallplatten-Folien-Puffermaterial-Vakuumbeutel-Sandwich gebastelt und das Ganze im Ofen gebacken. Hurra! Meine erste Kohlefaserplatte!
(Peter ist heilfroh, dass nicht immer er das machen muss, wenn wir wieder eine absurde Idee haben, welche merkwürdige Kohlefaser-Konstellation wir als nächstes untersuchen wollen könnten).
Nachmittags haben dann Tim und ich uns unserem nächsten großen Projekt gewidmet: Glasübergangstemperaturen (d.h. die Temperaturen, bei denen etwas von fest nach sehr zähflüssig übergeht) messen. Tim hat dafür ein total cooles Gerät, das in eine kleine Dose mit Klebstoff kontinuierlich Wärme pumpt und misst, wie sehr es sich erwärmt - wenn ein Material sich verflüssigt oder irgendwie chemisch reagiert, kann man das in der Kurve sehen.
(zum Beispiel für Wasser würde man sehen, dass man kontinuierlich 4.186 Joule pro Gramm braucht, um es um jeweils ein Grad zu erwärmen, bis etwa hundert Grad, da würde man heizen und heizen und das Wasser würde nicht wärmer werden, weil die überschüssige Energie zum Vergasförmigen verwendet wird. So ähnlich, aber nicht ganz so dramatisch, ist das für Klebstoffe auch: wenn irgendetwas passiert, gibt es kleine Huckel oder Dellen in der Kurve)
Wir haben also heute erstmal kleine Dosen, die man nicht anfassen darf, gewogen, Löcher in den Deckel gestochen, sie mit Kleber gefüllt, sie nochmal gewogen und dann das erste Exemplar der ersten zwei-Stunden-Messung unterzogen.
Ich wollte das ja schon immer mal messen und es ist ein wahnsinnig glücklicher Zufall, dass Tim so ein Ding hat.
Abends habe ich mich dann mit den üblichen "Ich könnte jetzt auch einfach nach hause fahren und ein gemütliches Wochenende im Bett verbringen"-Gedanken zum Bahnhof geschleppt und in den Zug nach Nuneaton gesetzt. Dort haben mich Kim und John abgeholt und zusammen mit Paul und einer Flasche Wein haben wir dann gefeiert, dass der anstrengende Teil der Woche vorbei ist.
bist du noch ein zweites mal zu Kim und John gefahren?
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