Freitag, 8. August 2014

York: zweiter Versuch

Heute hatte ich mir zum Ziel gesetzt, doppelt so viele von den Alu-Klebedosen zu basteln wie an den letzten Tagen (damit die übers Wochenende aushärten können) und bin deshalb etwas hektischer zwischen Reinraum (kalt kalt kalt) und Materiallabor (warm warm warm) hin und her geflitzt als sonst, aber heute habe ich immerhin keinen Mist gebaut. Zumindest soweit ich weiß.
Und ich habe Peter, den Materiallabor-Chef, mal wieder getroffen und mich mit ihm unterhalten - das freut mich immer (heute kam er trotz strömendem Regen wie immer mit dem Fahrrad zur Uni, hat es aber vor dem großen Wolkenbruch bis aufs Unigelände geschafft. Da ist dann sein Hinterreifen geplatzt und zeitgleich ging der große Wolkenbruch los - so eine richtig gute Art, den Tag zu beginnen.)

Mittags haben Tim und ich dann das mühsam zusammengebastelte Paket mit Klebeproben für die Bestrahlung (alle viermal gewogen, durchgestochen, versiegelt, nochmal gewogen, verpackt, viermal beschriftet, nochmal verpackt und nochmal beschriftet) fertiggemacht und weggeschickt. Hurra!

Und ich habe heute mal wieder was Neues ausprobiert: nachdem unsere Messungen ja immer so verwirrende Ergebnisse bringen, hat Tim ausgerechnet, dass die Dehnungsplättchen, wenn die Ausrichtung nur um ein Zehntelgrad von dem beabsichtigten Wert abweicht, schon einen um zehn Prozent falschen Wert liefern, Tendenz steigend.
Also wollten wir wissen, wie groß eigentlich der Winkel zwischen den Kohlefasern und den Dehnungsplättchen ist.
Bei der Beobachtung unter dem Smartscope haben wir dann allerdings gesehen, dass auch die Kohlefasern an sich eigentlich nicht so richtig parallel sind. Also wollten wir natürlich wissen, wie groß der Winkelbereich eigentlich ist - und ich habe mich hingesetzt und für hundertfünfzig einzelne Fasern den Winkel bestimmt. Klingt langweilig, hat aber Spaß gemacht.

Und dann war es soweit: auf nach York. Mal wieder.
Also saß ich in Liverpool am Bahnhof, Tickets schon vor Wochen bestellt und eine Stunde vorher abgeholt. Schaue - etwa eine halbe Stunde vor Abfahrt - auf die Anzeigentafel und sehe, dass mein Zug GESTRICHEN WURDE.
Leicht panisch ging ich zum Ticketschalter und die sagten mir, ich solle den Zug um 17:57 (in FÜNF Minuten) Richtung ... nicht verstanden ... nehmen und in Warrington umsteigen.
Also sprang ich in den Zug nach ... keine Ahnung und sah, dass bei dem Zug die Anzeigen ausgefallen waren - weder Durchsagen noch Anzeigen verrieten einem die nächste Station. Also verbrachte ich eine hektische Stunde Zugfahrt damit, aus dem Fenster zu starren, bereit sofort loszuspringen, wenn irgendwo Warrington auftauchte.
Dann kam der Schaffner, hörte sich die Situation an, schüttelte den Kopf und erklärte: "Sie wollen nicht den Zug in Warrington, Sie wollen nach Manchester Piccadilly und dort umsteigen." Gut, habe ich ihm geglaubt.
Der Zug, in dem ich saß, war dann so spät dran, dass ich in Manchester nur drei Minuten Zeit hatte, um eine Strecke von Gleis 13 (dem Abstellgleis) zu Gleis 2 zu rennen, war aber nicht schlimm, weil der Folgezug auch Verspätung hatte.
Dann saß ich also endlich in meinem Zug nach York (zusammen mit sehr vielen anderen Leuten, deren vorheriger Zug auch ausgefallen war). Der musste dann einen Umweg nach York nehmen, weil die normale Strecke wegen Überschwemmungen nicht mehr befahrbar war.
(dort habe ich mich dann sehr nett mit einer Anwältin unterhalten, die auch nicht fassen konnte, wie spät und dunkel es schon war - mit Ausnahme der Blitze am Himmel).

Jedenfalls kam ich eine Stunde zu spät in York an, es hat gegossen wie aus Eimern (danke lieber Besuch, dass du vor einem Monat deinen Regenschirm hier vergessen hast!), am Taxistand war eine fünfzig-Personen-Warteschlange, also bin ich lieber zu Fuß gegangen, bis ich an einen Fußweg-See gestoßen und dann doch lieber zu den Taxis zurückgegangen bin, kam dann an meinem Bed&Breakfast an - und kam rein! Habe ein putziges Zimmer bekommen. Ein Bett! Und einen Schlüssel! Und Instant-heiße-Schokolade und einen Ingwerkeks! Da war ich dann wieder mit der Welt versöhnt.

Zeit, schlafen zu gehen.

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