Heute morgen gab es einen dieser Momente, wegen der es so viel Spaß macht, mit Tim zusammenzuarbeiten:
nachdem unsere gestrigen Versuche, die Poisson-Zahl zu messen, wieder so erfolglos waren, hatte Tim das Internet nach Antworten durchsucht, war auf amerikanische Laborpraktikumsanweisungen für Physikstudierende gestoßen und dachte sich, dass wir das auch mal probieren könnten:
statt den Kohlefaserstreifen einzuspannen und daran zu ziehen und die resultierende Dehnung zu messen, kann man den Streifen auch an einer Seite fixieren und an der gegenüberliegenden Seite nach unten drücken - damit soll man die Poissonzahl bestimmen können, wenn man auf beiden Seiten Dehnungsplättchen anbringt.
Also hat Tim mal eben diesen Aufbau zusammengebastelt
und wir haben gemessen.
Und während wir ja immer statt des gewünschten Werts von 0,3 Werte zwischen 0,4 und 1 hatten, bekamen wir heute einen Wert zwischen 0,15 und 0,2 heraus - es ist wirklich wie verhext.
Das Lustige war, dass ich während der Auswertung auf meinem Stammplatz im Reinraum saß und von dort aus alle Leute im Reinraum beobachten kann, was heute so aussah:
Erst kam John (der "Du heißt auch John?"-John), der in den Raum kam und suchend in alle Ecken schaute (ich kenne diesen Blick von Tim: weil alle in unseren Raum können, aber kaum jemand immer dort ist, gibt es dort zwar alles, aber meistens liegt es woanders als beim letzten Mal), aber nichts sagte, und dann wieder ging.
Dann folgte der Mensch, der mir vor zwei Monaten das Kabel mitgebracht hat, kam in den Raum, schaute sich suchend überall um und erklärte auf meine Nachfrage, dass er - lustigerweise - ein Kabel suchte.
Dann kam Mike in den Raum, schaute sich suchend überall um und erklärte dann, dass er zwei Präzisions-Stahl-Barren suchte. Ich habe mir nichts dabei gedacht, aber als ich ihn dann nächstes Mal traf, sagte er, dass wir den einen Metallbarren auf unserer Maschine liegen hatten (wir benutzen ihn da als Kabelbeschwerer) und dass das ein sündhaft teurer Präzisions-Metallbarren und viel zu wertvoll ist, um ihn zu verwenden, wofür auch immer wir ihn verwendet haben.
Schade, es war so ein guter Kabelbeschwerer.
Danach musste ich mich aktiv davon abhalten, überall auf meinen Arbeitstisch Zettel mit der Aufschrift "Nicht wegnehmen!" zu verteilen.
Tim hatte heute einen Besucher, also habe ich nach der Klebemessungsroutine, den neuen Alu-Klebedosen und der Auswertung der Messungen vom Vormittag überlegt, was ich tun soll, und habe löten geübt: die extrem dünnen Drähte, die wir verwenden, haben außen eine rote, isolierende Beschichtung, und um die Drähte zum Datenauslesen zu verwenden, muss man erst die Beschichtung entfernen (sieht man an den silbrigen Enden der Drähte) - mit einem Lötkolben.
Das habe ich ungefähr fünfzig von den Dingern lang durchgehalten, dann bin ich gegangen.
Die meisten der Cupcakes habe ich heute mit zur Uni gebracht und einfach auf den Tisch gestellt - und nach einer Stunde waren praktisch alle weg, dafür stand der letzte Cupcake dann einsam drei Stunden lang herum, bis sich irgendwer seiner erbarmt hat.
Dafür hatte dann zuhause Catherine einen unglaublich locker-fluffigen Sponge Cake mit Erdbeeren drauf gebacken :)
Ich werde dieses Wochenende nochmal versuchen, nach York zu fahren, also wundert euch nicht, wenn ihr eine Weile nichts von mir hört :)
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