Am Samstag sind Kim, John und ich dann im strömenden Regen nach Warwick gefahren. Warwick war im Laufe der englischen Geschichte eines der einflussreichsten Gebiete (während des englischen "Kriegs der Rosen", bei dem die Häuser York (die weiße Rose) und Lancaster (die rote Rose) darum gekämpft haben, den nächsten König zu stellen, war der Herzog von Warwick bekannt als "the Kingmaker", weil er so großen Einfluss hatte).
Eine Weile später kam es zum englischen Bürgerkrieg, als Mary Stuarts Sohn James I (König seit dem Tod von Elizabeth I) den Thron an seinen Sohn Charles abgab, der während des Dreißigjährigen Kriegs anscheinend sehr unbeliebt regierte und gestürzt werden sollte. Ein Teil des Adels stellte sich hinter den König (der verlor und hingerichtet wurde) und ein anderer Teil hinter Oliver Cromwell, Herzog von Warwick, der den Bürgerkrieg gewann. Von den Schlössern der Adligen, die verloren haben, sind heute größtenteils Ruinen übrig, und Warwick Castle ist eines der besterhaltenen Schlösser des Landes.
Auf dem Weg dorthin haben wir auch an einem der Schlösser der Verlierer haltgemacht: Kenilworth Castle, das umgeben von wunderschöner englischer Idylle ist und um das wir eine Runde herum spaziert sind.
Dann ging es weiter nach Warwick Castle, wo wir uns, weil es immer noch geregnet hat wie blöd, erst das Innere des Schlosses angesehen haben.
Und das ist eine echte Überraschung: ein Teil des Schlosses ist nämlich immer noch genauso erhalten wie er damals war: der Raum von Königin Anne, der innen vollständig mit Wandbehängen verkleidet ist, die große Halle mit Ritterrüstungen und Waffen als Zierde
und der Bankettsaal mit einer vollständig gedeckten Tafel.
Wirklich ein schönes Schloss.
Der andere Teil des Schlosses hat eine Einrichtung aus dem 18., 19. und frühen zwanzigsten Jahrhundert, denn die Familie Greville (die Nachfahren des Earl of Warwick) hat hier gelebt bis Mitte des 20. Jahrhunderts.
Dann wurde das gesamte Schloss samt Gelände an Madame Tussauds verkauft, sodass der neuer eingerichtete Teil des Schlosses nicht nur erhalten, sondern auch von Wachsfiguren bevölkert ist, die einen Empfang des Adels aus der Zeit nachstellen.
Wirklich schön gemacht (vor allem stehen überall in den Räumen Tabletts mit so appetitlich aussehenden Süßigkeiten herum, dass man gar nicht anders kann, als nach dem Rundgang einen Scone mit Marmelade zu essen).
Draußen sind wir dann eine Runde auf der Burgmauer herumgeklettert, ich habe mich im Bogenschießen versucht (wobei ich die Zielscheibe neben der Zielscheibe, auf die ich eigentlich gezielt habe, ziemlich gut getroffen habe),
haben uns einen mittelalterlichen Kampf angesehen (der ziemlich gut war, weil sie erst eine Hollywoodnummer aufgeführt und dann erklärt haben, was daran alles falsch war und wie die Kämpfe damals wirklich ausgesehen haben) und sind noch ein paar hundert Wendeltreppenstufen auf den höchsten Turm des Schlosses hinauf geklettert, von dem aus man eine herrliche Aussicht hatte.
Leider hat sich an der Stelle der nächste Wolkenbruch angekündigt, sodass wir schnell wieder hinunter gestiegen und nach einem kurzen Rundgang durch den wundervoll duftenden Rosengarten wieder zurück zum Auto gepatscht sind.
Eigentlich wollten wir danach noch nach Stratford fahren, damit ich Shakespeare huldigen konnte (Kim, John und Paul sind VertreterInnen der Meinung, dass Shakespeare seine Stücke nicht selbst geschrieben hat, aber auch sie konnten mich nicht davon überzeugen), aber es hat dermaßen geregnet, dass wir uns das dann doch für das nächste Mal aufgehoben haben.
Übrigens, falls hier der Eindruck entsteht, es würde in England ständig regnen, ist das unbeabsichtigt: wir hatten zwischendurch bestimmt zwei Stunden lang keinen Regen.
Nach einem dringend benötigten Mittagsschlaf gegen sechs Uhr waren wir dann in einem Pub mit einem unverschämt idyllischen Ententeich mit Entenkücken Abendessen
und zum Abschluss eines rundum schönen Tages gab es dann zurück im Haus zwei-Holzfäller-Finger-breite Whiskys für alle.
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