Mittwoch, 27. August 2014

Der vorletzte Tag

Heute war auch schon mein letzter Tag in der Uni Liverpool (vorerst jedenfalls :), also habe ich morgens einen Turm aus Kuchenformen, Papptellern und Whiskykartons in meinen Beutel gebastelt und ihn immerhin ausnahmsweise ohne auszurutschen zur Uni wie-ein-rohes-Ei-getragen,
ein letztes Mal die ganzen Klebeproben gewogen
und ein vorerst letztes Mal Kohlefaserstreifen vorbereitet (ich bin jetzt total gut darin, Kohlefasersplitter mit einer Pinzette unter dem Mikroskop zu entfernen), mit Dehnungsplättchen beklebt, gemessen und ausgewertet.

Und weil es mein letzter Tag war, habe ich zwischendurch immer mal fünfe gerade sein lassen und getan, als wäre schon Freitag: habe nochmal Peter im Materiallabor besucht und eine halbe Stunde verquatscht, mit Tim beim Mittagessen über easyjet philosophiert und mich mit dem anderen Peter über Whisky und Gin unterhalten.

Dann war es auch schon Zeit, die ausgeborgten Dinge zurückzugeben, alle Daten zusammenzusammeln und zu sichern und meinen schon ziemlich zerfledderten Reinraumanzug in die Wäschekiste zu stopfen und das Abschieds-Kuchen-mit-Whisky-Essen vorzubereiten.
 Und es war so herrlich! Fast alle waren da (ein paar Leute waren gerade im Urlaub oder im Meeting, aber die haben dafür die Überreste des Whiskys bekommen), alle waren vom Kuchen begeistert (die Rezepte für den Roald-Dahl-Schokoladenkuchen und den Blaubeer-Mango-Streuselkuchen musste ich schon rausrücken) und überhaupt war es ein so gemütlicher Abschluss der drei Monate, dass sich am Ende gar nicht die übliche Abschiedsmelancholie eingestellt hat, sondern wir uns alle verabschiedet haben in der Hoffnung, uns bald wieder zu sehen.

 Hier ein paar der Leute, von denen ich in den letzten Monaten erzählt habe: von links nach rechts: Peter, Chef des Materiallabors, Tim mit der zweiten Portion Streuselkuchen, John (der erste John, den ich getroffen habe) mit der unverdächtig aussehenden Kaffeetasse mit Whisky, im Hintergrund Ilya, Herr der Kaffeemaschine und Kaffeekapselvorräte und daneben Peter, der Ingenieur, der mir die Kochrezepte-Tips gegeben hat.

Nachdem sich alle nacheinander verabschiedet hatten, blieb dann nur noch, alles zusammenzuräumen, mich bei Tim zu bedanken (mir ist erst vor ein paar Wochen bewusst geworden, was für ein Risiko es hätte sein können, sich jemanden, den man kaum kennt, für drei Monate ins Labor zu holen), Pläne für die Zukunft zu schmieden und uns zu verabschieden (das haben wir noch ein wenig hinausgezögert, indem wir zusammen zur Bushaltestelle gegangen sind).

Und weil ich immer noch so guter Laune war, weil der Abschied so herzlich und hoffentlich nicht für lange war, habe ich danach noch eingekauft (ich habe nochmal Erdbeeren gefunden! Ich habe das nicht erzählt, aber seitdem ich hier bin, habe ich mir fast jeden Tag eine Schale frische, britische Erdbeeren gegönnt - und es gibt sie immer noch!) und zum Abschied nochmal für meine Gastfamilie zu kochen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen