Dienstag, 15. Juli 2014

"Hast du Tim gesehen?"

Nachdem sich unser Kleber gestern nicht zuverlässig festkleben ließ, hat Tim heute von der coolen Minifräse Vakuumkanäle in die bisherige Vorrichtung fräsen lassen, mit der man den Kleber per Vakuum festsaugen kann.
Und während die Maschine vor sich hin maschinte und ich einem Verdacht nachgegangen bin, dass das Programm, das ich bisher zum Auswerten benutzt habe, vielleicht nicht ganz richtig rechnet, und mich deshalb mit dem ziemlich komplizierten Programmierpaket vom CERN rumgeschlagen habe, musste Tim zu einem Meeting.

Habe ich eigentlich schon mal von Sasha erzählt?
In Großbritannien gibt es eine Art Master, den man machen kann, der nicht die üblichen mehreren Monate und zig Seiten Masterarbeit erfordert (d.h. forschungsbasiert ist), sondern ... irgendwie anders bezeichnet ist und dessen Masterarbeit weniger Aufwand erfordert (Tim wusste es auch nicht genauer - als Menschen, die sich ganz banal Bachelor, Master und Doktor vorgenommen haben, haben wir von den alternativen Studienmöglichkeiten beide etwa gleich wenig Ahnung).
Sasha ist eine Physikstudentin, die sich vorgenommen hatte, diesen Master hier in der Teilchenphysik zu machen - in der darauffolgenden Woche. Bei einem Experiment, das Anforderungen hat, die bisher noch nirgendwo sonst gestellt oder erfüllt wurden, zu bauen von Technikern, die sich seit zwanzig Jahren nicht damit beschäftigt haben. Und dann natürlich in Form eines Projekts, das sich in kurzer Zeit bearbeiten lässt, nützliche Ergebnisse liefert und nicht zu kompliziert auszuwerten ist.
An der Stelle hatten sie dann sicherheitshalber mal Tim zu Hilfe gerufen.
Da Sasha nicht allzuviel von langfristiger Terminplanung hält und Tim meistens nur etwa für die nächsten fünf Minuten weiß, wo er sich aufhalten wird, führen wir in letzter Zeit ziemlich viele Unterhaltungen der Form.
"Hi! Ist Tim da?"
"Theoretisch ja, aber gerade nicht in seinem Büro."
"Wo ist er denn?"
"Bei einem Meeting/keine Ahnung."
"Weißt du, wann er wieder da ist?"
"Keine Ahnung/in einer halben Stunde/..."
"Okay, dann komme ich später nochmal wieder/schreibe ihm eine Mail/versuche ich es morgen nochmal."

Dieses Gespräch hatten wir heute dreimal, bevor sie es für heute aufgegeben hat, und mir ist aufgefallen, dass ich solche Konversationen zunehmend häufiger führe.

Nachdem wir nach dem Mittag den ganzen Klebe-Abschleif-Aufbau endlich zum Laufen gebracht hatten, musste Tim gehen. Also habe ich den Nachmittag damit verbracht, 0.2-Millimeter-Scheibchen von Klebezylindern abzuschmirgeln, alles abzusaugen, Dicken und Durchmesser zu messen und dann wieder eine Viertelstunde zu warten, bis das nächste Scheibchen fertig abgeschmirgelt war.
Und ständig, also wirklich, ständig, kam irgendwer vorbei auf der Suche nach Tim, in den drei Stunden abschmirgeln und messen nochmal acht Leute.
Bis dann irgendwann Kevin, einer der wenigen nicht-Johns hier, zugab, dass es für sie alle wieder viel schwieriger wird, Tim irgendwo aufzutreiben, wenn ich weg bin.
Das fand ich ja ein bisschen lustig :)

Abends dann Daten ausgewertet - trotz der riesigen Messunsicherheiten lässt sich immerhin ein bisschen was erkennen. Immer wieder schön, wenn Messungen nicht total sinnlos sind.

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